Offener Dialog

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Im hohen Norden Finnlands, einen Steinwurf vom nördlichen Polarkreis entfernt, erneuerte eine Gruppe progressiver Familientherapeuten die klassische psychiatrische Versorgung dieser Region, die früher eine der schlechtesten Resultate für Schizophrenie in Europa aufgewiesen hatte, in eine Versorgung, die mittlerweile die besten Ergebnisse der Welt für Erst-Psychosen hat. Sie nennen ihren Ansatz „Offener Dialog“.

Ihre Grundsätze, wenngleich tiefgreifend in der heutigen Zeit der Multi-Medikamenten-Cocktails und unfreiwilliger Hospitalisierung, sind überraschend einfach. Sie sehen Klienten in einer Krise unverzüglich und oft täglich, bis die Krise überstanden ist. Sie vermeiden Klinikaufenthalte und das damit verbundene Stigma, indem sie es vorziehen, sich mit denjenigen, die ihre Hilfe suchen, in deren Zuhause zu treffen. Und was vielleicht am open dialogue_image_largerstrittigsten ist, sie vermeiden den Gebrauch anti-psychotischer Medikation, wo immer das möglich ist.

Auch arbeiten sie in Gruppen, weil sie Psychosen als Probleme ansehen, die mit Beziehungen zu tun haben. Sie schließen in ihren Behandlungsprozess die Familien und sozialen Netzwerke derer mit ein, die ihre Hilfe suchen, und ihre Kliniker arbeiten in Teams, nicht als isolierte Fachkräfte im Alleingang. Darüber hinaus wertschätzt ihr gesamter Ansatz jede einzelne Stimme im Prozess, insbesondere die der Person selbst, die sich in einer Krise befindet. Und schließlich bieten sie ihren Dienst, der von der staatlichen medizinischen Versorgung Finnlands getragen wird, kostenfrei an.

Der „Offene Dialog“ verwebt Interviews mit Psychiatern, Psychologen, Krankenpflegern und Journalisten, um eine eindringliche Vision von Genesung ohne Medikamente zu entwerfen, verbunden mit einer schonungslosen Kritik an der herkömmlichen Psychiatrie.

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