Juden in der Ukraine „Wir sind keine Opfer“

Quelle : Tagesspiegel

[…]In der Jüdischen Gemeinde der Stadt Kiew versteht man die Aufregung nicht, Anatoli Schengait fragt mehrfach nach, ob er richtig verstanden habe: „In Deutschland denken sie, wir fürchten uns vor den Maidan-Aktivisten?“, fragt der zierliche Mann, der unter einer Baseballkappe eine Kippa trägt. Schengait ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde der Stadt Kiew. „Auch unsere Gemeindemitglieder haben den Maidan unterstützt“, sagt er. Sie tun es bis heute.

„Wir sind keine Opfer“, sagt Schengait, weder von ukrainischen Nationalisten noch von russischer Regierungspropaganda. In den vergangenen Jahren habe man gut in der Ukraine leben können.[…]

2te Quelle : Jüdische Allgemeine

[…]Nach Zissels Meinung wird der Maidan von niemandem kontrolliert. Im gesamten Land gab es – und gibt es immer noch – rund 50 solcher Aktivistenlager. Insgesamt beteiligen sich derzeit rund zwei Millionen Menschen aktiv an der Bewegung.

Kiews Oberrabbiner Yaakov Bleich hält den Maidan nicht einmal für »richtig politisch«. Das sei in erster Linie Protest, erklärt er. Der Platz verwalte sich selbst. »Für jemanden von außen ist das schwer zu verstehen«, sagt Bleich. Die Bewegung sei aus ganz normalen Menschen entstanden, die das Leben unter einem autoritären, korrupten Regime satthaben.

Oberrabbiner Bleich berichtet allerdings auch von einem Vorfall in der ostukrainischen Industriestadt Saporoschje. Dort hatte die Swoboda-Partei vergangene Woche eine Anti-Janukowitsch-Kundgebung in der Nähe einer Synagoge veranstaltet. Die Lage eskalierte, es kam zu Ausschreitungen. Ein Molotow-Cocktail flog ins Fenster der Synagoge. »Wir können nicht sagen, ob der Werfer einer von Swoboda war. Ausschließen können wir es aber auch nicht«, sagt Bleich. Die Lage sei derzeit noch instabil, Synagogen und Gemeindeeinrichtungen würden deshalb stärker bewacht als üblich.[…]

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