Jean Ziegler – Das Imperium der Schande

Jean Ziegler

www.pride-parade.de

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Stell dir vor du steckst in der Krise und als erstes wirst du gefragt, was du brauchst.

Stell dir vor, du wirst unterstützt ohne entmündigt zu werden.

Stell dir vor du zerstörst dein Hamsterrad und knabberst dafür das kapitalistische System an.

Stell dir vor, du darfst Krisen und Beeinträchtigungen haben ohne abgestempelt zu werden, als „krank“, „gestört“ und „unnormal“ und ohne von außen den Stempel einer Diagnose aufgedrückt zu bekommen.

Stell Dir vor, nicht Du und Dein Körper werden als Problem gesehen, – sondern eine Gesellschaft, die Barrieren schafft und Menschen in Krisen bringt.

Trau dich zu träumen, zeig dich, geh auf die Strasse und feier mit uns auf der Mad & Disability Pride!!

Anstatt zu sehen, dass psychische Krisen und körperliche Beeinträchtigungen zum menschlichen Leben gehören, immer eine Gesellschaftlichkeit haben und nicht einfach vom Himmel fallen, werden sie mit Diagnosen etikettiert. Die Einzelnen werden abgewertet, als „krank“, „unfähig“, „nicht funktionstüchtig“. Unsere Gesellschaft versucht die Person zu ändern und nicht das System. Die Macht bleibt bei den „Professionellen“: Sie suchen die Krankheitskategorie für die Person aus. Kataloge wie das ICD und das DSM bieten ihnen dafür immer neue Möglichkeiten. Anstatt einfach da zu sein als Unterstützer_innen – je nach Bedürfnis der Person. Die Verantwortung für körperliche Behinderung und psychische Krisen wird auf die Biologie, auf Körper und Geist verschoben. Psychopharmaka sollen das Problem zudecken, Exoskelette für Querschnittgelähmte, Schienen, immer neue Prothesen sollen Rollifahrer_innen und Gehbehinderte fit machen für eine nicht barrierefreie Umwelt – statt dass endlich die Umwelt barrierefrei wird. Cochlea Implantate sollen Gehörlosigkeit heilen – statt dass taube Menschen als sprachliche Minderheit anerkannt werden und viel mehr Menschen Gebärdensprache lernen. Politiker_innen reden über Inklusion – und geben kein Geld her für Unterstützung und Assistenz, die viele Schüler_innen mit Behinderung in der Schule brauchen. Statt dessen finanzieren sie Forschungen, die das vorgeburtliche Assortieren von möglicherweise behinderten Embryos durch die pränatale Tests immer einfacher machen. Heime heißen jetzt „Einrichtungen für Selbstbestimmtes Leben“ – und funktionieren nach dem selben „Satt- und Sauber“-Prinzip wie schon immer. Gelder für ein wirklich selbstbestimmtes Leben mit Assistenz in der eigenen Wohnung werden gekürzt.

Betroffenheiten sind verschieden und bringen unterschiedliche Diskriminierungserfahrungen mit sich. Dennoch wollen wir die Abgrenzung von „krank“ und „gesund“, von „normal“ und „unnormal“ hinterfragen, ohne so zu tun, als wären wir alle gleich betroffen. Wir wollen zu mehr Solidarität und Verweigerung im Alltag aufrufen. Lasst uns gemeinsam auf die Straße gehen, uns mit unseren Erfahrungen zeigen und das Funktionieren im Hamsterrad des Kapitalistischen Systems hinterfragen -doing madness und doing disability – als gelebter Widerstand, als Kritik des Leistungs- und Funktionszwangs. Als Aufruf zum „sich zeigen“, mit der Behinderung und den eigenen Krisen, zum „so sein dürfen“, gegen das Verstecken, sich nichts ins Private zurückzuziehen. Gegen Stigmatisierungen und Ausgrenzungen.

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