Meine Erfahrungen als Bahnazubi

Weinachten ist ja die Zeit der Besinnlichkeit und des Nachdenkens. In dieser Zeit denke ich vermehrt über den 01.09.2015 nach. Damals arbeitete ich als Auszubildender bei der Deutschen Bahn im Bordrestaurant auf Fernzügen.

Am 01.09.2015 war gerade mein zweiter Arbeitstag nach den Sommerferien. Einen Tag vorher hatte ich eine 12 Stundenschicht nach Amsterdam mit viel Verspätung auf der Rückreise. Ich kam erst gegen ca 00:40 zu Hause an.

Auf dem Heimweg hielten mich noch Polizisten an, weil ich an einer Ampel in Uniform bei rot die Straße überquert hatte. Diese Ampel wird jeden Tag eine viertel Stunde später abgeschaltet.

Ich regte mich über diese Schikane so auf, dass ich nicht richtig einschlafen konnte und erst gegen fünf Uhr in der Frühe endlich erst einschlief. Da ich um 12h mittags meinen Dienst wieder am HBF Frankfurt auf dem EC 218 nach Graz bis München antreten sollte, hatte ich so sumasumarum nur 5 Stunden geschlafen.

Als ich um 11h30 auf dem Zug ankam und mich beim Team vorstellte, sagte der Restaurantleiter ich solle mich krankmelden. Dies verneinte ich, da ich nicht zwei Tage nach dem Urlaub krank machen wollte.

Im Gegenteil ich sagte ich beireite den Caddy vor und gehe als erstes durch den Zug.

Als wir in Darmstadt anhielten stand ich im Wagon 12 und war gerade erst vom Wagon 10 los gelaufen und wunderte mich darüber, dass wir so lange hielten. Da kam auch schon die Durchsage Polizeiliche Ermittlung. Als ich aus dem Wagon das erste mal schaute, war das Gleis so gut wie leer. Das änderte sich aber, als ich nochmal nachschaute. Da kam mir ein junger Mann europäischen Aussehens mit blonden Haaren um die 25-30 entgegen.

Ich sprach den Mann an und fragte was er wolle, da hohlte er auch schon aus. Ich schmiss die Tür zu, die er daraufhin einschlug (das Glas) und rannte in die Richtung, wo ich die Zugchefin vermutete. Die kam mir entgegen und sagte, dass wir evakuieren müssen.

Was dann folgte habe ich hier: https://tinyurl.com/Errinnerungsprotokoll-01-09-15 festgehalten.

Aber das ist nicht, was mich beschäftigt. Mich beschäftigt bis heute das Verhalten meiner Vorgesetzten. Mein Azubifachkoordinator hat mich zwei Monate nicht einmal gefragt, wie es mir geht. Meine Azubigesamtkoordinatorin rief mich am nächsten Tag um 08:21 an, um mich zu fragen wo ich auf der Arbeit bleibe.

Der Betriebsarzt brach seine Schweigepflicht vor meinen Vorgesetzten und erzählte Ihnen, dass ich eine psychische Vorerkrankung habe. Dass dies daran lag, dass ich 15 Jahre vorher vergewaltigt worden bin und dann in der Psychiatrie im Rahmen des “Hilfeplans” zur Belohnung noch zusätzlich fixiert und zwangsmedikamentiert wurde, also das ich doppelt Opfer von Gewalt war, verschwieg er.

Daraufhin regnete es Abmahnungen und Aufhebungsverträge.

Die erste Abmahnung war deshalb, weil ich durch die durch den erlebten Amoklauf verursachten Schlafstörungen, ein einziges und erstes mal verschlafen hatte und zwar trotzdem auf meinem Zug war, aber mich nicht vorher beim Fahrmeister angemeldet hatte.

Die zweite Abmahnung war, weil der Termin zur Übergabe der Abmahnung eine viertel Stunde nach der Berufschule gelegt wurde und der Lehrer nach der Schule noch Material für eine Klausur am nächsten Tag ausgeteilt hatte.

Der Kommentar vom Azubifachkoordinator war, wir sind dein Arbeitgeber und nicht die Berufsschule.

Erst musste ich auf Beendigung der Ausbildung klagen, da sie mich nicht bei der IHK-Prüfung angemeldet hatten und gewann dies.

Dann wollten sie mir nicht trotz gewonnenem Verfahren meinen Lohn rückwirkend zahlen und dann musste ich noch auf Lohnzahlung klagen. (ca 4000 Euro)

Beide Verfahren habe ich zwar gewonnen, aber:

  1. Ich wurde nicht übernommen und verdiene an meinem neuen Job am Flughafen ca 1000 Euro weniger.
  2. Es hat mir nur gezeigt, wie man als psychisch Kranker heute selbst als Gewaltopfer stigmatisiert wird.

  3. Bis auf den Lohn den sie mir nachgezahlt haben, habe ich nie eine Entschädigung, geschweige denn eine Entschuldigung erfahren.

  4. hatte ich sogar einen 45 Minutigen Image-Film gegen Mobbing für die Bahn als Azubi in meiner Freizeit gedreht.

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