Wie Soziale Medien unser Denken verändern und die Demokratie bedrohen

Quelle

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[…Auszug…]
“Das Internet kann sein Versprechen von mehr Demokratie nicht erfüllen.”

Die Gründe dafür sind sicherlich komplex, doch ein Baustein der Antwort liegt im Design Sozialer Medien selbst: Social Media appelliert direkt an einen sehr impulsiven Teil unseres Hirns. So schenken wir Dingen Aufmerksamkeit, die der reflektiertere Teil unseres Verstandes wohl ignoriert hätte. Daher überrascht es nicht, dass diese Medienform besonders gut geeignet ist, um Hass, rassistische Ansichten und öffentliche Bloßstellung zu fördern.
Soziale Medien appellieren an unsere Emotionen

Denn für soziale Netzwerke ist es ein Kinderspiel, den rationalen Teile unseres Gehirns zu umschiffen. Stattdessen sprechen sie die emotionale, reaktionäre Seite in uns an, die alles gleich und sofort möchte. Diese Seite in uns verlangt nach schnellen Lösungen und lässt sich von Bildern und Clicks befriedigen, die unser Ego streicheln und mit denen wir uns wie Helden fühlen können. Doch wenn wir diesen egoistischen Gefühlen den Vorrang geben, geschieht das auf Kosten von gründlicher Überlegung, Planung und Interaktion, aus denen demokratische Politik entsteht. Das bedeutet natürlich nicht, dass eine fundierte Debatte nicht auch online stattfinden kann. Aber es zeigt, dass es einen starken Trend weg von der sachlichen Debatte hin zu starken Emotionen gibt. […]

[…]Wie leicht Social Media unsere grundlegendsten Gefühle ausnutzen kann, wird anhand von zwei Treffen deutlich, die 2007 und 2008 zwischen dem Nobelpreisträger Daniel Kahneman, Pulitzer-Preisträger Richard Thaler und einigen Tech-Größen stattfanden. Diese Zusammentreffen werden in Jamie Bartletts kürzlich erschienender BBC Dokumentation Secrets of Silicon Valley beschrieben.

2007 und 2008 gab Kahneman ein Seminar mit dem Titel “Thinking, About Thinking”. Im Publikum saß niemand Geringeres als die Führungsriege von Unternehmen wie Google, Twitter, Facebook, Wikipedia, Microsoft und Amazon. Kahneman ist international für seine Unterscheidung von zwei Arten des Denkens, dem “System 1” und “System 2”, bekannt. System 2 steht für die langsame, logische und überlegte Entscheidungsfindung. System 1 hingegen ist schnelles, emotionales, automatisches, stereotypisches und unterbewusstes Denken.[…]

[…]Facebook, Twitter und die meisten anderen sozialen Netzwerken basieren auf System 1. Deshalb interessierten sich auch so viele Entscheidungsträger aus der Tech-Branche für Kahnemans Seminar. Sie wollten lernen, wie man Medien gestaltet, um das System 1 anzusprechen und System 2 auszuhebeln.

Die Sozialen Medien versuchen, unsere Denkweise zu beeinflussen. Sie halten uns dazu an, schnelles Denken auf Probleme anzuwenden, die wir normalerweise mit Bedacht angehen würden. Das ist keine neue Entwicklung. Schon Zuckerbergs Vorgängerversion von Facebook, Facemash, funktionierte nach System 1, dem impulsiven System. Sean Parker, Gründungspräsident von Facebook, ließ in einem Interview mit Mike Allen von Axios keinen Zweifel: “Der Gedanke hinter diesen Anwendungen, von denen Facebook die Erste war, drehte sich allein um die Frage: ‘Wie können wir so viel deiner Zeit und Aufmerksamkeit wie möglich in Anspruch nehmen?'[…]

Mehr muß man nicht wissen.

Jedem der tiefergehende Gedanken und sich Mechanismen aneigenen will, um dem etwas entgegenzusetzen, empfehle ich Qualityland von Marc-Uwe kling.

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