Psychische Krankheiten – Kritik und differenzierte Betrachtung

Die Verhaltensanalytikerin und Berkeley-Professorin für Soziale Arbeit Eileen Gambrill (2014) kritisiert das Diagnostische und Statistische Manual (DSM) des amerikanischen Psychiater-Verbandes, welches auch in Deutschland stark verbreitet ist, als ein Instrument der Entmenschlichung. Im Grunde wendet sich ihre Kritik aber gegen den Zustand der heutigen Psychiatrie insgesamt.

Eileen Gambrill ist eine der profiliertesten Vertreterinnen der verhaltensorientierten Sozialen Arbeit. Insbesondere ist sie für ihren Einsatz für kritisches Denken und Evidenzbasierung in der Sozialen Arbeit bekannt. Alleine das macht sie mir schon sympathisch – wird doch die Soziale Arbeit und Sozialpädagogik oft noch wie eine Kunst oder eine Geisteswissenschaft gelehrt. In einen Artikel in der Zeitschrift Research on Social Work Practice – dem bedeutendsten Journal der Behavioral Social Work – rechnet sie mit der rein biologischen Psychiatrie (zur Kritik daran siehe auch hier) ab. Zum Anlass nimmt sie das Erscheinen der fünfte Auflage des Diagnosemanuals der amerikanischen Psychiatervereinigung.

Quelle

Die “biologische Psychiatrie” geht davon aus, dass neurochemische Dysbalancen, genetische Defekte und andere biologische Phänomene Störungen wie die Schizophrenie, Depressionen, Angststörungen, Drogenmissbrauch und Aufmerksamkeitsdefizit verursachen. Obschon sie die öffentliche Meinung und die Fachöffentlichkeit beherrscht, ist die empirische Grundlage für diese Auffassung dünner als man annehmen möchte. Dasselbe gilt für die Form der Psychiatrie, die vor allem bis ausschließlich auf den Einsatz von Medikamenten setzt: Auch die spezifische Wirksamkeit vieler Psychopharmaka ist zweifelhaft.

Dem gegenüber werden die erwiesenermaßen wirksamen Methoden der angewandten Verhaltensanalyse in der Behandlung schwerer psychischer Krankheiten kaum mehr eingesetzt. Eine Sondernummer der Zeitschrift Behavior and Social Issues ging 2006 der Frage nach, wie es dazu kommen konnte.

Die im folgenden referierten Artikel sind auf der Webseite von Behavior and Social Issues alle im englischen Original als PFD-Dokumente abrufbar (2007 gab es erneut eine Sondernummer zum Thema, zu der einige der u. a. Autoren Beiträge lieferten, vgl. hier).

Quelle 2

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