Aris Fioretos – Die Halbe Sonne

Als ob ich gegen eine Wand redete

WAND ZUM EINTRETEN

„ALS OB ICH GEGEN EINE WAND REDETE …“ VON DER VERGEBLICHKEIT DES BETENS UND DEM
WUNDER DER ERHÖRUNG
Systematische Erwägungen zu einer Theologie des Gebets

Exposition
Eine Nahostkorrespondentin in Jerusalem hört von einem alten Juden, der seit sehr langer Zeit offenbar zwei Mal täglich zur Klagemauer geht, um zu
beten. Eines Tages folgt sie ihm, beobachtet ihn bei seinem Gebet, und nach etwa einer Stunde, als er sich zum Gehen anschickt, tritt sie auf ihn zu, um ihn zu interviewen:
‚Rebecca Smith, CNN News. – Sir, wie lange kommen Sie schon regelmäßig an die Klagemauer zum Gebet?‘
‚Seit etwa 50 Jahren.‘
‚Und wofür beten sie meistens?‘
‚Vor allem für Frieden zwischen Juden und Arabern. Für die Beendigung all des Hasses, aller Ungerechtigkeit und Gewalt. Damit unsere Kinder endlich
in Frieden, Freundschaft und Sicherheit aufwachsen können.‘ ‚Und wie fühlen Sie sich nach 50 Jahren solchen Betens?‘
‚Als ob ich gegen eine Wand redete!‘

Diese Geschichte reizt zum Lachen. Zugleich aber bleibt einem das Lachen im Halse stecken, offenbart es doch eine Wahrheit, die
schmerzt: Unsere Gebete werden offensichtlich nicht erhört! Wer betet, hat nicht selten das Gefühl, gegen eine Wand zu reden, d.h.
allein zu bleiben in seinem Gebet, wie ein Autist auf absurde Weise vor sich hin und zu sich selbst zu sprechen. Beten – allem Anschein
nach ein durch und durch sinnloses Unterfangen.

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Erich Fromm: Haben oder sein (Hördoku)

https://www.youtube.com/watch?v=IZaOgdwPtfU

https://www.youtube.com/watch?v=rDn8WDw8AQY

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